Kulturbörse Freiburg 2014 – vital & erfrischend normal
Die Internationale Kulturbörse Freiburg (IKF) ist eine eingeführte Marke und Institution als Fachmesse und Showcase-Festival für den Bereich Kabarett, Comedy, Musik und Straßentheater/Varieté/Artistik.
Dieser Doppelcharakter (Branchentreff & Live-Business) der “Börse” macht ihren Erfolg und ihre Attraktivität für die Besucher aus. Das Kernmodell vor Ort: Agenturen präsentieren ihre Künstler bei 20-minütigen Kurzauftritten und stehen anschließend am eigenen Messestand für die Buchungsanfragen der Veranstalter zur Verfügung. Freilich funktioniert das nur, wenn letztere in ausreichender Menge anwesend sind, und die künstlerische Performance entsprechend überzeugt. Zwar sind Einschnitte in den öffentlichen Kulturetats spürbar, jedoch interessieren sich genug Kulturprogrammgestalter_innen so intensiv für die präsentierten Acts, dass sie persönlich nach Freiburg kommen.
Emotion & Feeling
Die Kulturbörse fühlt sich sehr normal, gut normal, gesund normal an – hier wird ein klassisches mittelständisches Business gepflegt, das auf Ärmel-Hochkrempeln, in die Hände-Spucken und ein optimistisches Probieren-geht-über-Studieren nicht verzichten will und kann. Keine großen Versprechungen (“Ich mach dich groß!”), vielmehr regiert das Wissen, dass der Ernte eine konsequente und oft langfristige Künstleraufbauarbeit voranstehen muss – vielleicht durch TV-Präsenz abzukürzen, doch diese ist nicht Jedem/Jeder geschenkt.
Was die Börse bietet:
+) Die Player der Branche auf einem Platz (Künstler, Veranstalter, Managements, Booking-Agenturen, PR- und andere Dienstleister von der Tanzbekleidung bis zur Schminkberatung)
+) Künstler-Performances sonderzahl in drei Locations (900er, 700er, 400er Säle) parallel drei Tage lang. Das Niveau ist beachtlich hoch, die Vielfalt und Ausdifferenzierung z.B. nur im Bereich der Musik-Comedy/Kabarett enorm.
+) Abendkonzerte/Shows, die auch für öffentliches Publikum offen sind, und somit die Freiburger Bevölkerung in die “Börse” hineinholen.
Der Eröffnungsabend, sympathisch und musikalisch kompetent moderiert von Sebastian Krämer, war kurzweilig und qualitätvoll: von der beeindruckenden Sand-Mal-Performance der Anna Prinz bis zum nicht nur optisch beeindruckenden Andreas Thiel: ein Humor-Exeget in Bezug auf die drei deutschsprachigen Länder.
Der PoetrySlam am ersten Börse-Abend bewegte sich auf zumeist hohem Niveau und lehrte das Publikum, seine Begeisterung in Lautstärke umzuwandeln (Voting).
Der A Cappella Abend am zweiten Messe-Abend: ein veritabler Rundum-Genuss. Die Stockholmer Real Group bot bestens abgehangenes, souveränes A Cappella-Entertainment – die Seele und der Bass der Formation Anders Jalkeus begeisterte das Publikum mit großem Charme einer deutschsprachigen Conference- und Gesangseinlage. Hier wurde klingend-optisch exemplifiziert, was Trainer Clemens Adam im Konferenzteil über “Markending & Marketing” unterhaltsam doziert hatte: Die Real Grouop als Musterbeispiel eines gelungenen Markenaufbaus im Musikbereich. Die flankierenden Bands “VICE” und ”The Exchange” arbeiteten sich an den großen Vorbildern ab und dehnten das Genre in Richtung HipHop und innovative Eigenkompositionen.